Singen verbindet – auch online. Im Projekt «Choir@Home» untersuchte die Universität Liechtenstein, wie gemeinsames Singen in virtuellen Räumen möglich ist. Chorsingen bedeutet nicht nur musikalische Aktivität, sondern stärkt auch das Gemeinschaftsgefühl, fördert das Wohlbefinden und bringt Menschen unterschiedlichster Hintergründe zusammen. Das Projekt führte die Universität Liechtenstein in Zusammenarbeit mit den Projektpartnern Universität Mozarteum Salzburg und Hochschule Anhalt durch.
Ziel und Umsetzung
Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig digitale Alternativen auch im Kulturbereich sind. Während einige Chöre den Sprung ins Digitale erfolgreich meisterten, scheiterten andere an technischen Hürden oder fehlender sozialer Interaktion. Genau hier setzte das Projekt an: Ziel war es, Chören digitale Proben zu ermöglichen, neue pädagogische Konzepte zu erproben und soziale Rahmenbedingungen für ein funktionierendes Miteinander im virtuellen Raum zu schaffen. Im Fokus standen vier zentrale Fragestellungen:
- Technologie: Welche digitalen Werkzeuge eignen sich für musikalisch wertvolle Online-Proben?
- Kompetenzen: Welche digitalen Fähigkeiten brauchen Chorleiter/-innen und Sänger/-innen?
- Pädagogik: Wie lassen sich chorpädagogische Prinzipien auf den virtuellen Raum übertragen?
- Akzeptanz & Interaktion: Wie entsteht ein inklusiver und sozial verbindender Probenraum online?
Das Projekt gliederte sich in vier Arbeitspakete. Zunächst wurden bestehende Technologien analysiert und eine Online-Umfrage mit 190 Teilnehmenden durchgeführt. Anschliessend wurden Software- und Hardwarelösungen entwickelt und spezifische chorpädagogische Prinzipien sowie Massnahmen für die Förderung sozialer Interaktion und Technologieakzeptanz konzipiert. Ein internationaler Online-Laborchor erprobte die entwickelten Konzepte in über 30 Online-Sessions und führte fünf virtuelle Aufführungen durch. Das direkte Feedback der Teilnehmenden half dabei, die Konzepte laufend zu optimieren. Parallel dazu wurden die Ergebnisse über Social Media, Pressebeiträge, Informationsveranstaltungen und wissenschaftliche Publikationen einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Zudem entstanden didaktische Materialien für die Umsetzung eigener Online-Chorprojekte.
Das Projekt konnte alle gesteckten Ziele erreichen – viele davon sogar übertreffen. So entstand eine umfassende Wissensbasis über geeignete digitale Werkzeuge, es wurden praxisnahe Leitfäden für Chorleitende und Chöre entwickelt, und mit den durchgeführten Online-Proben konnte der Nachweis erbracht werden, dass gemeinsames Singen auch digital lebendig und sozial verbindend sein kann.
Ergebnisse und Wirkung
Die Wirkung des Projekts zeigte sich auf verschiedenen Ebenen: Die Teilnehmenden des Online-Laborchors erwarben neue digitale Kompetenzen, Musikpädagoginnen und -pädagogen und Fachpersonen reflektierten die Ergebnisse in Workshops und auch die interessierte Öffentlichkeit erhielt Einblicke in die Potenziale des digitalen Chorsingens. Die beteiligten Hochschulen und Institutionen vertieften zudem ihre Forschung zu hybriden Formaten und entwickelten Ideen für eine nachhaltige digitale Musikpraxis. Aus dem Projekt sind Lehrmaterialien wie Tutorials und Präsentationen für die Durchführung eigener Online-Chorprojekte hervorgegangen.
Besondere Aufmerksamkeit erhielt das Projekt durch seine Verbreitungsaktivitäten. Die Projektwebsite (choirathome.com) zählte über 7’500 Seitenaufrufe, Social-Media-Beiträge erreichten mehr als 24’000 Reaktionen, und die Weihnachtsvideos des Laborchors wurden über 1’200-mal angesehen. Auch Zeitungen, Verbandsseiten, ein TV-Interview und ein internationaler Podcast trugen zur breiten Bekanntheit bei.
Die im Projekt entwickelten Ansätze haben grosses Transferpotenzial: Sie lassen sich nicht nur auf die Chorarbeit, sondern auch auf andere Bereiche wie E-Learning, hybride Musikprojekte oder die digitale Zusammenarbeit übertragen. Vor allem die Erkenntnisse zu Low-Latency-Technologien können in vielen Kontexten die Kommunikation verbessern.
Fazit
Das Projekt «Choir@Home» zeigt, wie digitales Chorsingen gelingen kann – nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zum Singen in Präsenz. Es eröffnet neue Möglichkeiten für musikalische Teilhabe und digitale Inklusion und stellt Chören, Pädagoginnen und Pädagogen und Kulturinstitutionen wertvolle Materialien und Lösungen für die Zukunft zur Verfügung. Die Lehrmaterialien stehen auf der Projektwebsite zur Verfügung.
Einblick in das digitale Chorsingen:
Bell Carol (Arr. by H. Sorenson)
Jouluhymni
Caramel & Hallelujah
Projektträger: Universität Liechtenstein
Projektdauer: 1. September 2022 bis 30. April 2025
Fördersumme: € 250’000






