Am 15. Juli fand im Europäischen Parlament in Brüssel ein zukunftsweisender Workshop zur Weiterentwicklung der europäischen Jugendprogramme Erasmus+ Jugend und Europäisches Solidaritätskorps (ESK) statt. Die Veranstaltung wurde vom RAY Network in Kooperation mit dem European Parliamentary Research Service (EPRS) organisiert. Sie vereinte über 100 Teilnehmende aus Politik, Forschung, Verwaltung und Jugendorganisationen vor Ort, als auch online. Im Zentrum stand die Frage, wie die Programme junge Menschen bislang unterstützt haben und wie ihre strategische Ausrichtung ab 2028 aussehen könnte.
Einblicke und Ergebnisse
Eröffnet wurde der Workshop von Sarah Sheil, Direktorin des Members’ Research Service des EPRS. Sie betonte die Bedeutung langfristiger Investitionen in junge Menschen auf ihrem Bildungsweg, in der Ausbildung und im non-formalen Lernen, sowie deren aktive Beteiligung an politischen Prozessen. Auch Uroš Skrinar, Direktor der slowenischen Nationalagentur für Erasmus+ Jugend und Europäisches Solidaritätskorps, hob die breite Wirkung der Programme hervor, besonders auch für junge Menschen mit weniger Chancen. Er forderte ein stabiles rechtliches und finanzielles Fundament für den Bereich non-formaler Bildung.
Andreas Karsten, Forschungskoordinator des RAY Network, präsentierte aktuelle Ergebnisse der RAY-Monitoring-Studie mit Teilnehmenden und Projektträgern:
3 Fakten:
- Wissen, wo junge Menschen ausserhalb der formalen Bildung erreicht werden
- Wissen, wie man mit ihnen ausserhalb der formalen Bildung arbeitet
- Über Ressourcen, Strukturen und Formate verfügen, um nachhaltig mit und für junge Menschen ausserhalb der formalen Bildung zu arbeiten
3 Stärken:
- Interkulturelles Lernen auf hohem Niveau
- Schwerpunkt für europäische Identität und Bürgersinn
- Inklusion und Solidarität praktizieren und erleben
3 Herausforderungen:
- Schwächung von Demokratien
- Verbreitung von Fake News
- Umgang mit diversen Krisen
Erfahrungen aus der Praxis
Denizli Yunus und Ouchan Abdennour von der Organisation «Roots Vlaanderen vzw» (Belgien/Flandern) berichteten über die lebensverändernden Auswirkungen, die die Programme auf ihr persönliches Leben, auf ihre Organisation sowie auf die beteiligten jungen Menschen hatten. Ihre Arbeit mit benachteiligten Jugendlichen zeigt exemplarisch, wie Ängste abgebaut, Selbstwirksamkeit gestärkt und langfristige Perspektiven geschaffen werden können.
Eva Kotnik, Präsidentin des Nationalen Jugendrats Sloweniens, schilderte ihren Weg von der Teilnahme an EU-Projekten bis hin zur Vertretung auf europäischer Ebene, unter anderem als Mitglied im Europäischen Jugendforum oder als EU-Dialogbotschafterin. Sie plädierte für mehr Vertrauen in junge Menschen und eine Stärkung der europäischen Jugendprogramme als Brücke zwischen jungen Menschen und der Europäischen Union.
Perspektiven für die nächste Programmgeneration
In einer anschliessenden Podiumsdiskussion vertieften Fachpersonen den Austausch zur Verbesserung der europäischen Jugendprogramme. Folgende Verbesserungen wurden gezielt gefordert:
- Reet Kost (Vertreterin des Youth NA Network): Jugendbeteiligung als Recht verankern, Inklusion stärken, Jugendarbeit sichtbarer machen
- Sina Riz a Porta (Vertreterin des Europäischen Jugendforums): Wirkung der Programme ausbauen, Budget der nächsten Programmgeneration verfünffachen, non-formale Bildung absichern, Programmstrukturen flexibilisieren
- Anderas Karsten (Forschungskoordinator RAY Netzwerk): Daten mit persönlichen Geschichten verknüpfen («wenn Daten lebendig werden, beginnt die Forschung wirklich zu wirken»), Projekte in Krisenzeiten besser unterstützen
Fazit
Der Workshop machte deutlich: Die EU-Jugendprogramme entfalten eine grosse Wirkung – auf individueller, institutioneller und gesellschaftlicher Ebene. Sie stärken junge Menschen in ihrer Entwicklung, fördern soziale Teilhabe und leisten einen wichtigen Beitrag zur Demokratie. Damit diese Wirkung in Zukunft erhalten und ausgebaut werden kann, braucht es gezielte strukturelle Anpassungen, eine klare politische Unterstützung, stabile Rahmenbedingungen und ein erhöhtes Budget.
Europäische Jugendarbeit wirkt – dort, wo Forschung, politischer Wille und Praxis vor Ort zusammenkommen.
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