Ende Juli 2025 schloss der Verein integrity.earth das Projekt «Token4Change – Empowering Youth to Actively Participate in Local Decision Making» ab. Hintergrund des Projekts ist, dass in Liechtenstein die Möglichkeiten für eine sinnvolle Jugendpartizipation begrenzt, oft formell und nicht jugendgerecht sind. Jugendlichen fehlte ein digitaler Raum, in dem sie aktiv mitwirken und sichtbar sein konnten. Zudem fehlte ein benutzerfreundliches Tool, das Jugendperspektiven mit Entscheidungsträgern oder Institutionen verbindet.
Das Projekt griff diese strukturelle Lücke auf und verfolgte das Ziel, eine Jugendpartizipationsplattform zu entwickeln, die den Bedürfnissen, digitalen Gewohnheiten und Werten junger Menschen entspricht. Erasmus+ bot dafür den idealen Rahmen: Das Programm ermöglichte, europäische Best Practices zu erkunden, mit internationalen Expertinnen und Experten zusammenzuarbeiten und gemeinsam einen funktionierenden Prototyp zu entwickeln, der später national verankert werden kann.
Partizipation mit Zukunft: Ziele für eine verankerte Jugendplattform in Liechtenstein
Ziel war es, gemeinsam mit Jugendlichen eine digitale Partizipationsplattform zu entwickeln, die wirklich ihre Bedürfnisse, Sprache und Lebensrealitäten in Liechtenstein widerspiegelt. Anstelle traditioneller Top-down-Formate verfolgte das Projekt einen Bottom-up-Ansatz: Jugendliche wurden als gleichwertige Mitgestaltende einbezogen. Die Plattform sollte sinnvolle Interaktion, Sichtbarkeit jugendlicher Stimmen und ein lohnendes, spielerisches Beteiligungserlebnis bieten.
Über technische Ziele hinaus wollte das Projekt die Selbstwirksamkeit der Jugendlichen stärken: Sie sollten erleben, wie gesellschaftliche Prozesse funktionieren, wie Partizipation aufgebaut wird und wie ihr Beitrag zu echten Ergebnissen führt. Durch die enge Zusammenarbeit mit internationalen Designstudierenden erhielten sie Einblicke in englischsprachige Teamarbeit, Unternehmertum und UI/UX-Logik. Sie lernten, wie sich breite gesellschaftliche Bedürfnisse in eine lokale, umsetzbare Lösung übersetzen lassen.
Ein weiteres zentrales Ziel war die langfristige Verankerung der Plattform in den Bildungs- und Sozialstrukturen Liechtensteins durch strategische Partnerschaften als Grundlage für eine nachhaltige Partizipationsinfrastruktur.
Von der Bedarfsanalyse bis zur Umsetzung
Das Projekt gliederte sich in acht Aktivitäten, beginnend mit einer Bedarfsanalyse unter Jugendlichen mittels Umfragen, Veranstaltungen und Interviews. Auf Basis der Ergebnisse wurde ein von Jugendlichen entwickeltes Plattformkonzept erstellt und gemeinsam mit Studierenden der SRH Berlin sowie Teilnehmenden aus Liechtenstein iterativ weiterentwickelt.
UI/UX-Logik, Token-Systeme und Onboarding-Prozesse wurden gemeinsam gestaltet und in Live-Feedback-Sessions validiert. Ein Minimum Viable Product (MVP) wurde definiert und am JUBEL Forum mit über 100 Teilnehmenden, darunter Stakeholder, Jugendliche und politische Entscheidungsträger, getestet.
Wichtige Funktionen wie Kalender, spielerische Inhalte und Belohnungslogik wurden basierend auf strukturiertem Feedback priorisiert. Kommunikation und Branding wurden kollaborativ entwickelt, inklusive einer eigenen Plattform-Website und Social-Media-Kanälen.
Anstelle eines vollständigen Launchs lag der Fokus auf der professionellen Aufbereitung der Erkenntnisse und Ergebnisse (als Vorbereitung für die nationale Umsetzung und eine Folgeantragstellung). Das Projekt legte besonderen Wert auf Zugänglichkeit, Inklusion und praxisnahe Tests.
Jugendliche gestalten und lernen
Im Rahmen des Projekts «token4change» wurde ein funktionales MVP der Plattform gemeinsam mit Jugendlichen gestaltet und getestet. Die Anwendung vereint Elemente der Gamification, Veranstaltungsinformationen sowie eine tokenbasierte Beteiligung. Die jugendlichen Teilnehmenden konnten dabei ihre Selbstwirksamkeit stärken und wertvolle Kompetenzen in den Bereichen UI/UX-Logik, Design Thinking und internationaler Teamarbeit erwerben. Gleichzeitig entstand bei beteiligten Institutionen ein neues Verständnis für den Bedarf an jugendgeleiteten Partizipationstools und die Potenziale digitaler Formate zur Senkung von Zugangshürden.
Aktuell befindet sich eine finale Synthese in Entwicklung, welche Strategie, visuelle Elemente, eine Partnerübersicht sowie konkrete Schritte zur institutionellen Integration vereint. Parallel dazu erfolgte der Launch der Website «token4change.li» sowie die Einrichtung von Instagram- und LinkedIn-Kanälen zur fortlaufenden Community-Bildung. Strategische Gespräche mit AHA+, dem Schulamt und weiteren Akteuren wurden initiiert, um die Plattformübernahme und eine langfristige Umsetzung zu ermöglichen.
Fazit
Das Projekt «token4change» schloss eine zentrale Lücke in der Jugendpartizipation in Liechtenstein, indem es eine digitale Plattform entwickelte, die junge Menschen aktiv einbindet und ihre Stimmen sichtbar macht. Durch internationale Zusammenarbeit, praxisnahe Gestaltung und spielerische Elemente entstand ein Prototyp, der nicht nur technische Innovation bietet, sondern auch langfristige gesellschaftliche Wirkung entfalten kann. Eine zentrale Erkenntnis aus dem Projekt lautet: Partizipation muss gemeinsam mit Jugendlichen gestaltet, an realen Anwendungsfällen orientiert und in bestehende Strukturen eingebettet werden.
Projektträger: Verein integrity.earth
Projektdauer: 1. August 2024 bis 31. Juli 2025
Fördersumme: € 60’000



Fotos: Julian Konrad





Fotos: Token4Change


